molkenmarkt

ZUGÄNGLICHKEIT, ANEIGENBARKEIT, DURCHLÄSSIGKEIT
WETTBEWERBSBEITRAG
Mit Octagon Architekturkollektiv und Gruppe f
coopdisco (Anna Heilgemeir, Asli Varol, Franziska Ebeler, Dagmar Pelger mit Rahel Stange, Tilmann Teske, Martha Wegewitz, Niklas Kuhlendahl), 2021, Anerkennung

Die Grundkonzeption für das neue Viertel am Molkenmarkt beruht auf einer Vorstellung von Stadt und Stadtgesellschaft, die die Fähigkeit hat, sich programmatisch, räumlich und haptisch immer wieder neu zu überschreiben, dabei die bestehenden Schichten zu erhalten, diese mit neuen Funktionen zu füllen und weiter zu entwickeln. Zentrales Element des neuen Viertels ist ein Freiraumband, das das für Berlin spezifische aktive sozio-kulturelle Gewebe mit der historischen Baukultur der Berliner Stadtmitte verknüpft, welches die unterschiedlichen historischen Zeitschichten auf dem Areal erlebbar macht und das sich diagonal von Ost nach West durch das Viertel zieht und identifikatorischen Charakter hat.

Die Kleinteiligkeit der historischen Stadt wird nicht durch eine kleinteilige Parzellierung rekonstruiert, sondern kohärent in eine Nutzungs- und Betriebs-gemischte vielfältigen Stadt übersetzt und aus dem Programm heraus entwickelt. Durch unterschiedliche Nutzungen und Nutzungspraktiken kann eine breite Teilhabe an der Raumproduktion im Sinne des Gemeinwohls durch abgestufte Verwaltungsmodelle abgebildet und in Gebäuden und im Freiraum hergestellt werden. Die den Molkenmarkt umgebenden städträumlichen Bausteine werden im neuen Viertel weitergeführt, neu interpretiert und über den Freiraum miteinander verwoben. Das neue Molkenmarktviertel wird so zur Vermittlerin zwischen historischen, heutigen und zukünftigen Zeitschichten. So entsteht eine Mischstruktur aus ordnender, strassenbegleitender Wohnbebauung im Norden, gewerblich, kulturell und sozial programmierten permeablen Sockelbauten und Solitären für unterschiedlichste Wohnformen.

Umgebungsmodell: Entwurfstudio "Mitten im Gemeinwohl", Anna Heilgemeir und Studierende, CUD TU Berlin, WS 2019/20

ausgrabungen für die zukunft

SPATIAL COMMONS 10
URBAN DESIGN STUDIO
Mit Steffen Klotz
Chair for Urban Design and Urbanization, Prof. Jörg Stollmann, TU Berlin 2020

Besonders in seiner historischen Mitte zeigt sich Berlin durch das Nebeneinander, Übereinander, manchmal auch Durcheinander verschiedenster Zeitzeugnisse im Raum als eine Stadt im ständigen Werden. Im freien Blick auf dieses Raumsystem werden Spuren, Schichtungen und Erzählungen lesbar und Stadt wird aneigenbar. Die Umgebung des heutigen Molkenmarkts: mittelalterlich anmutenden Stadthäuser in Plattenbauweise, Shoppingmallfassaden in rosa Sichtbetonrüschen, ein als Barockschloss getarnter Museumsneubau, elfgeschossige Wohnriegel am Fernsehturm, ein Botschaftsgebäude aus Limousinenglasfenstern an der Spree. Zwischen den Fragmenten aus Kriegszerstörung und sozialistischem Wiederaufbau liegt heute als Resultat eine große Verkehrsader, in der sich der Blick weitet und die bald bebaut werden soll. Wir untersuchen und entwerfen im Studio mögliche Zukünfte aus den Freilegungen der Zeitschichten und stellen uns die Frage, welch eine Stadt für alle an diesem dicht befahrenen, bewohnten, besuchten und erinnerten Ort denkbar ist. Moderne, Gründerzeit, Instandbesetzung, Brutalismus, Funktionalismus, Real Estate Development - welche Architektur kann ausdrücken, wie wir in Zukunft leben wollen? Welche Rolle spielen Meinwohl, Deinwohl und Gemeinwohl im Programm der Stadt von Morgen?

Mappings und Modelle sind die Werkzeuge, mit denen wir uns im Maßstab von 1:1000 bis 1:1 auf die Suche nach Spuren vergangener Raumproduktionen machten, die heute als spekulative Szenarien entwurflich gedeutet und zu einem gemeinsam erstellten alternativen ‚Planwerk des Innersten der Stadt‘ ausgearbeitet werden.

Kartierung Quadrant X4: Geord Debus, Verdiana Greco, Chiara Hochlenert, Oscar Mehlitz

bille-land. wasser als sozialer raum

MAPPING CAMP
Mit Prof. Antje Stokmann
In Kooperation mit dem HALLO: Verein für raumöffnende Kultur, der Rudervereinigung Bille (1865) e.V., Prof. Kathrin Wildner, Kultur der Metropole HCU, und der Grafikerin Katharina Hetzender
Professur Architektur + Landschaft, HCU Hamburg 2018

Am Beispiel des Billebogens im Hamburger Osten beschäftigen wir uns mit der Frage der Transformation von Wasserräumen als technischer Infrastruktur hin zu Wasser als sozialer Infrastruktur mit neuen Gebrauchswerten. Im Kontext finanzialisierter Stadtentwicklung stehen urbane Wasserräume zunehmend unter Druck. Im Verständnis einer koproduzierten Stadt, in der Nutzer_innen ebenso zur Stadtraumproduktion beitragen wie Planung und Politik, ist Wasser ein Gemeingut, das allen zugänglich sein sollte oder muss.

Vom 21. bis 26. Mai fand in der Schaltzentrale (experimentelles Stadtteilbureau) des HALLO: e.V. in Kooperation mit lokalen Akteur_innen im ehemaligen Kraftwerk Bille ein Mappingcamp statt. Wir erkundeten den Wasserraum der Bille mit Booten, fertigten groß- und kleinformatige Mappings an und erstellten Aufnahmen der uns umgebenden Geräuschkulissen in dieser von Industrie, Kreativpraxis und wartenden Nutzungen geprägten Wasserlandschaft.

Eine intensive Postproduktion der Maps, Audios und Datensammlungen mündete in einer Ausstellung im Rahmen der »HALLO: Festspiele« vom 3. bis 5. August. Das Seminar war interdisziplinär ausgerichtet und brachte Studierende aus Architektur, Urban Design und Kultur der Metropole zusammen, die aus unterschiedlichen Perspektiven fragten: Wie können den lokalen Akteur_innen als Co-Entwickler_innen des Raums um die Bille Werkzeuge in die Hand gegeben werden, die sie zu Mit-Planenden machen?

Kartierung: Justine-Lu Adam, Amrita Burmeister, Franziska Dehm, Julius Detlefsen, Johanna Dorn, Julia Marie Englert, Jana Etmann, Flora Fessler, Konstantin Glodzinski, Sureija Gotzmann, Tomma Groth, Marie-Therese Jakoubek, Felix Korganow, Björge Köhler, Nina Manz, Finn Martens, Iulia Miclea, Paul-Edgar Montanari, Kirsten Plöhn, Marian Rudhart, Kira Seyboth, Timo Volkmann und Adrianna Wyganowska

billeraumarchiv.org/map_actor/bille-land-wasser-als-sozialer-raum

nachbars gärten

LEHRFORSCHUNGSPROJEKT
Im Rahmen der Akademie einer neuen Gropiusstadt (AnG)
Mit Anita Kaspar
Chair for Urban Design and Urbanization, Prof. Jörg Stollmann, in Kooperation mit Alex Gross, Suran Sichling und Janine Walter, Fachgebiet Bildende Kunst, Prof. Stefanie Bürkle, TU Berlin 2013/2014

In einem partizipativen Entwurfs- und Forschungsprojekt wurden 1:1 Umsetzungen in den Freiräumen der Gropiusstadt gemeinsam geplant. Für konkrete Flächen am Lipschitzplatz wurde mit BetreiberInnen und BewohnerInnen der Gropiusstadt zwei Freiraumkonzepte entwickelt und im Sommer 2014 umgesetzt.

Im monatlich stattfindenden Block-Seminaren wurden innerhalb einer selbst entwickelten ‘Bürostrukur’ alle nötigen Planungsschritte und -leistungen erarbeitet: neben Kartierungs- und Entwurfsarbeit gehörten Detail- und Genehmigungsplanung, Öffentlichkeitsarbeit, Beteiligungsworkshops, sowie Budgetierung des partizipativen 1:1 Projekts zu den gemeinsam verantworteten Aufgaben. Methoden des gemeinschaftsbasierten Planens und Bauens waren für alle Projektphasen maßgeblich. Weitere lokale PartnerInnen wie Wohnungsbaugesellschaften, Quartiersmanagement der Gropiusstadt oder das Grünflächenamt/Bezirk Neukölln wurden eingeladen oder besucht, um Konzepte zu besprechen und Strategien zur Umsetzung zu ermitteln.

Die im Wintersemester bis zur Ausführungsreife erarbeiteten Entwürfe “Platzvergoldung” und “Drei Nüsse für Gropiusstadt” wurden im Frühjahr 2014 in Kooperation mit dem Fachgebeit Bildende Kunst und mit unseren PartnerInnen vor Ort umgesetzt

the future commons 2070

SEEKARTE
Mit Ester Goris, Charlotte Geldof und Nel Janssens
Im Rahmen eines entwurfbasierten Forschungsprojektes, initiiert durch Charlotte Geldof, MagnificentSurroundings, 2011

Ozeane und Meere bedecken drei Viertel der Erdoberfläche und bilden einen gezeiten-abhängigen Raum, der sich in seinen Eigenschaften radikal von dem des Festlandes unterscheidet. Ein stetig zunehmender Landverbrauch führt zu einer immer stärker werdenden Inanspruchnahme der See, wodurch sich maritime Raumplanung weltweit rasant entwickelt. Während Regierungen noch gesetzliche Richtlinien zur Ordnung des maritimen Raumes ausarbeiten, legen Projektentwickler bereits erste Initiativen vor. Ergänzend zur etablierten wissenschaftlichen Forschung sollten zur Unterstützung der Planungsprozesse für die See globale und visionäre Forschungsansätze erarbeitet werden, die räumliches und entwerferisches Denken in den Vordergrund stellen.

Die vorliegende Seekarte MAP C01: Harwich to Hoek van Holland and Dover Strait zeigt die Umsetzung einer Zukunftsvision "The Future Commons 2070" für den südlichen Teil der Nordsee und deren anreinende Küstengebiete. Sie nimmt einen kritischen Standpunkt gegenüber maritimer Raumplanung und der Zukunft der (europäischen) Küstenregionen ein, wobei das Konzept der ‚Commons’ (Gemeingut) das leitende Prinzip für die zukünftige Organisation des Raumes bildet.

magnificentsurroundings.org
magnificentsurroundings.org/LinkedDocuments/thefuturecommonsRECTO+VERSO_ENG.pdf
studioestergoris.com

Please refer as follows:
Geldof, C., Janssens, N., Goossens, C., Goris, E., Pelger, D., Labarque, P., (2011). The Future Commons 2070, MAP C01 Harwich to Hoek van Holland and Dover Strait, magnificentsurroundings.org, Ghent, Belgium, 16pp. ISBN 978-90-8177211-2 www.magnificentsurroundings.org

huis perrekes

KONZEPTSTUDIE
Mit Ester Goris, Lieven de Boeck, Arnaud Hendrickx und Carla Molenberghs, Studio Staartster 2009-2011

Studie, Masterplan, Ausschreibung und Wettbewerbsbegleitung für eine “unangepasste” Architektur für Menschen mit Demenz zur Erweiterung von Huis Perrekes, Oosterlo
In Kooperation mit dem Team Vlaamse Bouwmeester

Gegenstand der Konzeptstudie war neben der Recherche architektonischer und städtebaulicher Vorbilder für Wohntypologien für Menschen mit Demenz die Erarbeitung eines Masterplans zur mehrstufigen Erweiterung der bestehenden Wohnanlage um weitere Wohnhäuser, eine Pension, eine Kindertagesstätte und multifunktionale halböffentliche Programme sowie architektonische Bausteine zur Entwicklung ‘unangepasster’ Wohnformen für Menschen mit Demenz.

Die durch Workshops, Mitwohntage, Expert°inneninterviews, Architekturexkursionen und diskursive Präsentationen begleitete Studie diente Huis Prrrekes zur räumlich-inhaltlichen Konzeptionierung und als Basis für einen öffentlichen, beschränkt zugelassenen Wettbewerb im Rahmen des ‘Open oproep 2011’, organisiert durch das Team des Flämischen Baumeisters, Brüssel. Studio Staartster war Jurymitglied und begleitet den Bauprozess als ‘Projektregisseurin’.

Die Studie dient zudem als Rahmenwerk für die experimentelle Nutzung eines Bestandsgebäudes als Pension, für dessen Umbauten zu einer Kindertagesstätte ‘Jules en Gilles’ und als Antragstellung für Förderungen von innovativen Pflege- und Wohntypologien.

Konzeptstudie Huis Perrekes

studioestergoris.com

gebiedsvisie kemmelberg 2030

LANDSCHAFTSENTWICKLUNGSSTUDIE
Mit Sam Lanckriet
Im Auftrag der Provinz Westflandern, Philippe Boury
Labo S(tedenbouw), Prof. Pieter Uyttenhoeve, UGent 2010

Für ein Gebiet, das unter starker Einflussnahme von Denkmalpflege, Naturschutz, Tourismusmarketing und Landwirtschaftsverbänden steht, werden in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und überregionalen Expert°innen durch entwurfliche Explorationen transdisziplinär tragfähige Konzepte erarbeitet.

Durch Überlagerung bestehender Planungsrichtlinien und politischer Zielsetzungen werden unter der Annahme einer sich zunehmend verdichtenden Landschaft Zonen für geschlossene Landschaften definiert. Sie geben einen maximalen räumlichen Rahmen für Bepflanzung, Bewirtschaftung, Renaturierung der Landschaft. Komplementäre Zonen für offene Landschaften definieren ein Minimum an Sichten und Weitblicken zur räumlichen Erfassung der landscahftlichen Zusammenhänge für den Nutzer und Betrachter. Die verschiedenen Zonen ergeben einen Stufenplan, der als Unterhandlungsintrument für alle an der Landschaft Beteiligten zur gemeinschaftlichen Umsetzung der jeweiligen Zielsetzungen dient.

landscape in transition

Atlas van Ieper tot Bailleul

LANDSCHAFTSENTWICKLUNGSSTUDIE
Mit Sam Lanckriet, Thomas Verbeek und Pieter Uyttenhove

INTERREG-Projekt lV: PET/LIV „Paysage en transformation/LAndschap in Veranderung“ im Auftrag der Provinz Westflandern, Philippe Boury
Labo S(tedenbouw), Prof. Pieter Uyttenhoeve, Universiteit Gent 2010

Kartografische Analyse und Beschreibung des grenzüberschreitenden Gebietes entlang der Frontzone zwischen Ieper (BE) und Bailleule (FR) anhand von vier thematischen Karten und Texten mit Fokus auf die Werte von Landschaften als kulturelles Gut, als Gebrauchsgut, als eigenlokales Gut und als Bildgut.

Im Atlas wurde anhand dieser vier Bedeutungseben - Kultur, Gebrauch, Lokalität und Bild - auf überregionaler Maßstabsebene eine zugleich objektivierte und subjektive Beschreibung der bebauten Landschaft kartografisch und textuell ergestellt. Diese Beschreibung dient als Grundlage für entwurfbasierte Untersuchungen von Teilgebieten des grenzüberschreitenden Gebietes.

orte ambulanten wohnens

DIPLOMARBEIT
Eine Strategie zur Erfindung neuen Wohnraums am Bahnhof Shibuya, Tokio

Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen, Prof. Alex Wall, Prof. Alban Janson, Universität Karlruhe, erster Archpluspreis 2001

Anhand Tokyos spezifischer Wohnkonditionen innerhalb eines hochkomplexen Erschliessungssystems am Bahnhof werden sowohl neue Formen als auch neue Orte des Wohnens aufgespürt. Leitendes Bild ist die Vorstellung vom Sofa auf der Strasse, von Nachbarschaft in Konfrontation mit Anonymität und den Qualitäten, die daraus für den Bewohner erwachsen.

Diese Suche beginnt im stadtanalytischen, um über den architektonischen Masstab zu einem Entwurf für ein Möbel zu gelangen. Auf diesem Wege werden sowohl stadtplanerische Instrumentarien vorgeschlagen, als auch über konkrete Eingriffe am Bahnhof eine neue Art von zu Hause in den zahlreichen Nischen und Resträumen um und in den Verkehrsadern der zeitgenössischen Städte aufgezeigt.

These: das Wohnzimmer im Bahnhof . .
Oder wie weit kann die Interaktion zwischen Wohnraum und Stadtraum gehen? Sind die Auslagerung von Funktionen des Wohnens in den Stadtraum und die Konfrontation des Wohnraums mit dem Stadtraum eine Möglichkeit, die urbane Dichte in den Bahnhöfen Tokyos als Wohnumfeld nutzbar zu machen und somit die Stadt unter Beibehaltung ihrer vernetzenden Qualitäten wieder kompakter werden zu lassen?

Was bleibt vom Haus.

archplus.net/home/archiv/artikel/46,113,1,0.html